Nur gucken, nicht anfassen: Der Knigge zum Streicheln fremder Hunde

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Viele Menschen haben den starken Drang, fremde Hunde zu streicheln. Gerade kleine Tiere wirken dabei allzu verlockend! Leider decken sich die Wünsche dieser Menschen oft nicht mit denen des betreffenden Hundes.

Fremde Hunde streicheln: So reagieren die Tiere auf unbekannte Streichler

Hundebesitzer werden oft mit Tierfreunden konfrontiert, die den eigenen Hund unbedingt streicheln wollen. Das mag verständlich sein, kann aber zu großen Problemen führen. Hochgezogene Lefzen oder ein Knurren sind dann noch das kleinste Problem. Schlimmer wird es, wenn der Hund tatsächlich zubeißt, weil er sich angegriffen fühlt, sich verteidigen will oder einfach keine fremden Hände in seinem Fell dulden mag.

So zeigt der Hund, dass er gestreichelt werden will

Hunde haben ein erstaunliches Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten, mit denen sie unter anderem signalisieren, dass sie gestreichelt werden wollen. Welche das genau sind, erfahren Sie bei schecker.de.

Zu den wichtigsten Hinweisen darauf, dass ein Tier gestreichelt werden will, gehören:

  • Kein ängstliches Verhalten

    Kommt der Hund ohne Anzeichen von Angst auf den Menschen zu, zeigt sich sicher und ohne Anspannung, sucht er Kontakt zu der betreffenden Person. Stressanzeichen oder Signale für eine Beschwichtigung fehlen.

  • Freiwillige Annäherung

    Der Hund nähert sich freiwillig der fremden Person. Er wird nicht von Herrchen oder Frauchen dazu gedrängt, zu dem anderen Menschen zu gehen, und wird auch nicht angelockt.

  • Fordernde Verhaltensweisen

    Viele Hunde sind sogar regelrecht aufdringlich, wenn sie gestreichelt werden wollen. Sie schmiegen sich an den Menschen an, der dann schon gern einmal den Vergleich zu einer Katze zieht. Andere stupsen das gewünschte „Streichelsubjekt“ mit der Nase an, um auf sich aufmerksam zu machen.

Hunde, die sich gern streicheln lassen wollen, machen einen entspannten, lockeren Eindruck. Sie wedeln mit der Rute, wobei dieses Signal allein auch für Stress und Aufregung stehen kann. Es gilt immer, den Gesamteindruck des Tieres zu bewerten.

Hundebesitzer werden oft mit Tierfreunden konfrontiert, die den eigenen Hund unbedingt streicheln wollen. (Foto: Adobe Stock-kosobu)

Hundebesitzer werden oft mit Tierfreunden konfrontiert, die den eigenen Hund unbedingt streicheln wollen. (Foto: Adobe Stock-kosobu)

 

So bitte nicht streicheln

Eine Umarmung kann der Hund sehr schnell mit einem Würgeversuch gleichsetzen und aggressiv reagieren. Fremde Hunde werden daher bitte niemals umarmt! Idealerweise nähert sich der Mensch seitlich von vorn und lässt den Hund kurz an der Hand schnüffeln. Bitte niemals von hinten an das Tier herantreten oder gar mit dem Streicheln erschrecken. Der erste Reflex ist bei vielen Tieren das Zuschnappen.

Gerade kleine Hunde fühlen sich schnell bedroht, wenn etwas Großes auf sie zukommt. Es ist daher ratsam, sich hinzuhocken und dem Tier annähernd auf Augenhöhe zu begegnen. Bitte auch nicht herunterbeugen und von oben umarmen! Schon viele Menschen haben daraufhin einen Biss im Gesicht hinnehmen müssen.

Tipp: Die „5-Sekunden-Regel“ kann wertvolle Hinweise darauf liefern, ob der Hund gestreichelt werden möchte oder lieber seine Ruhe hätte. Dafür wird er fünf Sekunden lang gestreichelt, danach bitte erst einmal abwarten. Bleibt das Tier und zeigt, dass es gestreichelt werden will, darf das Verwöhnen weitergehen. Wendet sich der Hund ab: Bitte in Ruhe lassen!

Drei goldene Tipps zum Streicheln fremder Hunde

Hunde sind unsere wichtigsten vierbeinigen Begleiter und himmeln ihren Menschen regelrecht an. Es obliegt diesem, das Tier vor fremden Streichlern zu schützen. Das ist natürlich nicht in jedem Fall gewollt und auch manche Menschen haben das dringende Bedürfnis, fremde Hunde streicheln zu können. Vielleicht kommt auch Besuch ins Haus und bringt den Vierbeiner mit?

Diese drei Regeln sollen die „Streichelaktion“ sicherer machen:

  1. Um Erlaubnis bitten

    Zuerst wird immer der Besitzer des Hundes um Erlaubnis gefragt. Wer weiß schließlich, wie sich das Tier Fremden gegenüber verhält. So mancher „unglaublich süße und freundliche“ Hund beißt, wenn er vom Fremden angefasst wird.

  2. Langsam annähern

    Hunde beschnüffeln sich gegenseitig. Nun wird das natürlich kein Mensch machen, aber der Hund sollte die Gelegenheit bekommen, die Hand des angehenden Streichlers zu beschnuppern. Der betreffende Mensch sollte sich dabei selbstbewusst und nicht zu vorsichtig zeigen.

  3. Keine groben Bewegungen

    Hastige Bewegungen sind ebenso nicht erwünscht wie das Streicheln am Kopf. Es ist zudem sinnvoll, den Hund gut zu beobachten, damit direkt auf Veränderungen in seinem Verhalten reagiert werden kann.

Das Wissen um die Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen kann bei der Einschätzung helfen, ob sich ein Hund streicheln lassen möchte oder nicht. (Foto: Adobe Stock-Bonsales)

Das Wissen um die Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen kann bei der Einschätzung helfen, ob sich ein Hund streicheln lassen möchte oder nicht. (Foto: Adobe Stock-Bonsales)

 

Der Hund mag keine Fremden, die ihn streicheln(Video)

Wer fremde Hunde richtig streicheln möchte, sollte unbedingt auf die verschiedenen Signale achten, die die Tiere aussenden.

Das Wissen um die Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen kann bei der Einschätzung helfen, ob sich ein Hund streicheln lassen möchte oder nicht. Die Anzeichen dafür, dass sich ein Hund nicht streicheln lassen will, sind sogar recht eindeutig. Viele Tiere drehen oder ducken sich weg, sie wollen aus der für sie unangenehmen Situationen entweichen.

Zu den typischen Anzeichen, die für die Ablehnung des Tieres stehen, gehören auch diese:

  • angespanntes Gesicht
  • Anspannung des gesamten Körpers
  • Verlagern des Gewichts auf die dem Menschen abgewandte Seite
  • zugekniffene Augen
  • nach hinten gerichtete Ohren
  • völlige Regungslosigkeit
  • zittern

Manche Hunde reagieren freilich auch ziemlich eindeutig und knurren den fremden Menschen direkt an. Hier sollte gar nicht erst versucht werden, das Tier davon zu überzeugen, wie angenehm das Streicheln doch sein kann.

Video: Kind von Hund attackiert! Ehrenamtliche Hundebiss-Prävention soll helfen | SAT.1 Frühstücksfernsehen

Erklärbare Abneigung der Hunde gegen fremde Hände

Einige Hunde haben sicherlich schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, was vor allem für ehemalige Straßenhunde oder Tiere aus schlechter Haltung gilt. Doch auch das Festhalten beim Tierarzt kann dazu führen, dass sich der Hund nicht mehr von Fremden anfassen lassen möchte. Es muss nicht einmal ein wirklicher Schmerz dahinterstecken, auch ein Schreck kann bewirken, dass sich das Tier fortan vor fremden Händen fürchtet.

Manche Tiere haben Schmerzen und zeigen diese damit, dass sie sich nicht anfassen lassen wollen. Die betroffenen Hunde meiden dann aber in der Regel nicht nur das Streicheln durch fremde Menschen, sondern auch durch Herrchen und Frauchen.

Andere Hunde wiederum sind einfach nur auf ihren Menschen fixiert. Sie haben kein Interesse an anderen Zweibeinern und gehen beim Spazieren konsequent an diesen vorbei. Sie bekommen zu Hause genug Streicheleinheiten und haben diesen Körperkontakt schlicht nicht nötig, um sich wohlzufühlen. Gerade Hütehunde sind hier recht eindeutig in ihren Zuneigungsbekundungen.

Übrigens: Auch wenn viele Straßenhunde schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, kann es dennoch sein, dass gerade sie schwanzwedelnd auf andere Menschen zugehen. Sie haben gelernt, dass Freundlichkeit gegenüber dem Menschen beim Überleben hilft, dass sie dann mit Futter belohnt werden. Solch ein Verhalten lässt sich schlecht abtrainieren. Wer als Hundehalter nicht möchte, dass sein Tier ständig von anderen gestreichelt wird, weil es sich das selbst einfordert, kann nur für die nötige Distanz sorgen und den Hund in sicherem Abstand von Fremden führen.

Manche Tiere haben Schmerzen und zeigen diese damit, dass sie sich nicht anfassen lassen wollen. (Foto: Adobe Stock-leungchopan)

Manche Tiere haben Schmerzen und zeigen diese damit, dass sie sich nicht anfassen lassen wollen. (Foto: Adobe Stock-leungchopan)

 

Die rechtliche Seite

Der Halter des Hundes muss für alle Schäden, die durch das Tier entstehen, haften. Dies ist in § 833 BGB derart geregelt. Dabei ist es unerheblich, ob den Halter ein Verschulden trifft oder nicht. Vereinfacht gesagt: Wenn ein fremder Mensch auf den Hund zukommt und diesen ohne Erlaubnis des Besitzers streichelt, woraufhin der Hund zubeißt, muss der Hundehalter dafür haften. Die Haftung gilt erst einmal vollumfänglich.

Legt der Hundehalter Widerspruch gegen die Haftung ein, gilt es, die Frage der Mitschuld zu klären. Diese kann durchaus beim streichelnden Fremden liegen. So urteilte das Amtsgericht Frankfurt am Main, dass ein Mitverschulden vorliegen kann und dazu berechtige, den Schadenersatz um die Hälfte zu kürzen (Az: 30C 2326/95-47). Im vorliegenden Fall hatte ein Gast eines Restaurants einen Hund gestreichelt, ohne zuvor dessen Besitzer um Erlaubnis zu fragen. Der Hund biss zu. Dem Geschädigten wurde nur der halbe Schadenersatz zugesprochen, der Hundehalter folglich nur mit einer Teilschuld verurteilt.

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