Erziehung ausgewachsener Hunde: Darauf ist zu achten

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Ein gut erzogener Hund kann warten, sich beherrschen und abschalten. Er stürmt nicht ungebremst überall hin, sondern wartet auf die Erlaubnis seines Menschen. Wenn ein Welpe das nicht gelernt, kann man es einem erwachsenen Hund wirklich noch beibringen?

Kann man einen erwachsenen Hund noch erziehen?

Nicht jeder Hundefreund entscheidet sich für den Kauf eines Welpen, sondern möchte sich lieber einen ausgewachsenen Hund zulegen. Zumeist wird von einem ausgewachsenen Hund gesprochen, wenn er seine voll Körperhöhe und -länge erreicht hat, was nach maximal zwei Jahren je nach Rasse der Fall ist. Die Gründe für die Wahl eines erwachsenen Tiers können vielfältig sein.

Sei es, weil die Erziehungsarbeit bei Welpen zumeist aufwendiger ist, weil die vorhandene Zeit ein entscheidender Faktor darstellt, oder weil der zukünftige Hundehalter einem Tier aus einer Notlage helfen möchte.

Fällt die Entscheidung beispielsweise auf die Adoption eines Tieres aus dem Tierheim, ist es wichtig, sich im Klaren darüber zu sein, dass der Hund je nach Vorgeschichte viel Fürsorge und auch Erziehung benötigen wird. Generell ist etwas Erziehungsarbeit bei erwachsenen Hunden immer nötig.

Nicht jeder Hundefreund entscheidet sich für den Kauf eines Welpen, sondern möchte sich lieber einen ausgewachsenen Hund zulegen. ( Foto: Shutterstock Prostock-studio )

Nicht jeder Hundefreund entscheidet sich für den Kauf eines Welpen, sondern möchte sich lieber einen ausgewachsenen Hund zulegen. ( Foto: Shutterstock Prostock-studio )

Welpen vs. erwachsener Hund: Die wichtigsten Unterschiede

Allgemein ist die Erziehung von Hunden enorm wichtig, um ein angenehmes Miteinander zu ermöglichen. Leinenführigkeit, Grundkommandos, Stubenreinheit oder der Umgang mit anderen Hunden gehören zu den wichtigsten Erziehungsaspekten. Die jeweilige Lebenssituation der Hunde ist bei der Erziehung ebenso miteinzubeziehen.

Kommt der Hund beispielsweise mit ins Büro oder gibt es mehre Bezugspersonen oder auch Kinder im Haushalt? Existieren Besonderheiten beim Hund selbst? Hier gibt es viele weitere Themen, über die sich zukünftige Hundehalter informieren können und auch sollten. Schließlich ist die Erziehung eines Hundes immer individuell zu betrachten.

Dennoch lassen sich einige grundlegende Unterschiede bei erwachsenen Hunden und Welpen finden, die für die Erziehung wichtig sind:

Erwachsener Hund Welpe
§ Eventuell negative Vorerfahrungen § Meist frei von negativen Vorerfahrungen
§ Normaler Schlafbedarf § Hoher Schlafbedarf
§ Höhere Belastbarkeit je nach Gesundheitszustand § Geringere Belastbarkeit je nach Gesundheitszustand
§ Häufiger stubenrein § Meist noch nicht stubenrein
§ Können meist für einen gewissen Zeitraum allein gelassen werden § Können noch nicht allein gelassen werden

Bei einem erwachsenen Hund herrschen demnach andere Voraussetzungen für die Erziehung. Auch kognitive Aspekte sind hierbei zu nennen: So lernen Welpen in der Sozialisierungsphase, in der meist auch die Trennung vom Muttertier erfolgt, vor allen Dingen spielerisch die Umgangsformen in der neuen Umgebung.

Einen Überblick über die Entwicklungsphasen gibt es hier. Bei erwachsenen Hunden funktioniert das Erlernen neuer Kommandos oder Verhaltensweisen deutlich besser über eine positive Konditionierung. Der Hund erhält demnach eine Belohnung, wenn er die entsprechende Verhaltensweise zeigt.

Bei einem erwachsenen Hund herrschen demnach andere Voraussetzungen für die Erziehung. ( Foto: Shutterstock Paya Mona )

Bei einem erwachsenen Hund herrschen demnach andere Voraussetzungen für die Erziehung. ( Foto: Shutterstock Paya Mona )

Voraussetzungen für die Erziehung eines erwachsenen Hundes

Ein Hund lernt ein Leben lang. Bei einem erwachsenen Hund muss zunächst ermittelt werden, welche Vorgeschichte der Hund hat und welche Fähigkeiten er mitbringt. Ungewünschte Verhaltensweisen wie beispielsweise das Reißen an der Leine können beim Tier fest verankert sein und es bedarf viel Geduld und Einfühlungsvermögen, um solche Handlungsweisen zu ändern.

Wichtig für das Erlernen neuer Verhaltensweisen aus Sicht des Hundes sind:

  • Entspanntes Umfeld

Hunde reagieren sehr sensibel auf äußere Reize, zum Beispiel auf eine hohe Lautstärke oder andere Haustiere. Je mehr sich das Tier in seiner Umgebung wohlfühlt, desto lernbereiter ist er. Dazu gehört, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Hund auf sich selbst und die jeweilige Aufgabe konzentrieren kann.

  • Engagement

Ohne Motivation ist es sehr schwierig, etwas Neues beizubringen. Soll der Hund kooperieren, sollte er auf positive Art und Weise motiviert werden. Dabei ist es beispielsweise hilfreich, auf die Bedürfnisse des Hundes zu achten. Wann spielt das Tier gerne? Gibt es einen Zeitraum, an dem der Hund besonders aktiv ist?

  • Gesundheit

Wie beim Menschen auch, ist die Lernfähigkeit deutlich höher beim Hund, wenn er fit ist. Kommt der Hund aus einem Tierheim, ist er in der Regel gesundheitlich durchgecheckt. Ansonsten sollte das definitiv bei einem Tierarzt nachgeholt werden.

  • Individualität

Jeder Hund besitzt seine eigene Vorgeschichte, hat seinen eigenen Charakter und verfügt über unterschiedliche Stärken. All das spielt beim richtigen Umgang mit dem Tier eine entscheidende Rolle und bestimmt das Training.

Nicht nur der Hund bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit, auch der Hundehalter sollte sich folgende Fragen stellen:

  • Wieviel Zeit ist für die Erziehung des Hundes vorhanden?
  • Gibt es bereits Erfahrung im Umgang mit Hunden?
  • Wie sieht der persönliche Alltag aus und wie ändert sich dieser mit einem erwachsenen Hund?

Die Eingewöhnung eines Hundes kann zeitlich gesehen unterschiedlich ausfallen. Je nach Charakter reichen einige Wochen aus, nicht selten fühlt sich ein Hund erst nach einigen Monaten in der neuen Umgebung richtig wohl. Diese Zeit sollte dem Tier ausreichend gegeben werden, bis das Erlernen neuer Verhaltensweisen gestartet werden kann. Beginnt das Training zu frühzeitig, führt das zu Stress, wodurch wiederrum die Motivation sinkt.

Ein zentrales Ziel, gerade wenn ein Hund neu in einen Haushalt kommt, ist die Rangfolge zwischen dem Menschen und dem Tier festzulegen. ( Foto: Shutterstock Beach Creatives )

Ein zentrales Ziel, gerade wenn ein Hund neu in einen Haushalt kommt, ist die Rangfolge zwischen dem Menschen und dem Tier festzulegen. ( Foto: Shutterstock Beach Creatives )

Ziele des Trainings

Ein zentrales Ziel, gerade wenn ein Hund neu in einen Haushalt kommt, ist die Rangfolge zwischen dem Menschen und dem Tier festzulegen. Unsicherheiten beim Hund und daraus resultierendes ungewünschtes Verhalten entsteht nicht selten durch Unklarheiten in der Rangfolge.

Bei der Erziehung erwachsener Hunde liegt der Fokus vor allem auf das Abgewöhnen bestehender Verhaltensweisen. So kann es sein, dass sich das Tier ein ungewünschtes Verhalten wie lautes Bellen über die Zeit angewöhnt oder auch erst gar keine oder die falsche Erziehung erhalten hat.

Daher gilt es festzustellen, welche Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Hund bereits besitzt. Daraus leiten sich die Ziele des Trainings ab: Beherrscht das Tier alle wichtigen Grundkommandos? Lässt er sich ohne Probleme an der Leine führen? Geht er gelassen mit anderen Hunden um? Ist er stubenrein?

Neben den grundlegenden Lernzielen gibt es je nach Alltag des Hundes noch weitere, die wichtig sein können, zum Beispiel ein gelassenes Verhalten:

  • an einer viel befahrenen Straße
  • zwischen Menschenmassen
  • in einer lauten Umgebung
  • bei Lichtreizen
  • beim Autofahren
  • beim Fahrradfahren
  • bei weiteren unbekannten Situationen (Rolltreppen, Fahrstuhl oder Dunkelheit)

Hundebesitzer sollten bei der Erziehung des ausgewachsenen Hundes auch immer den Besuch bei einer Hundeschule in Betracht ziehen. Besonders der Umgang mit anderen Artgenossen kann nur erlernt oder geändert werden, wenn dies mit anderen Hunden trainiert wird.

Tipps fürs Training

Egal, ob Grundkommandos erlernt oder aufgefrischt oder spezielle Alltagssituationen vom Hund gemeistert werden sollen, ein gezieltes Trainingsprogramm ist hier das A und O. Dabei lassen sich viele hilfreiche Tipps für die Umsetzung in Büchern oder auch im Netz finden.

Um das Training so angenehm wie möglich zu gestalten, kann der Hundehalter auf einige Dinge achten:

  • Zeit mitbringen

Eine Trainingseinheit zwischen Tür und Angel wird nicht funktionieren. Besser ist es, ausreichend Zeit mitzubringen und sich auch vorzubereiten. Ist beispielsweise ein Utensil hilfreich oder eine zusätzliche Person, die beim Training unterstützt? Vielleicht lassen sich auch Trainingsroutinen etablieren, was dem Hund Sicherheit und Gewohnheit bietet.

  • Passende Umgebung

Ablenkungen vermeiden lautet hier das Ziel. Ist der Hund zu stark abgelenkt, lassen sich neue Verhaltensweisen schwer erlernen. Die Wahl des passenden Trainingsortes hängt auch von der Trainingsart ab. Soll die Leinenführigkeit trainiert werden, kann zunächst die unmittelbare Umgebung passend sein, wo weitere Begegnungen mit anderen Artgenossen unwahrscheinlich sind.

  • Auf Signale des Hundes achten

Hält sich der Hund in seinem Verhalten beispielsweise sehr zurück oder wirkt die Haltung tief und ist der Schwanz eingezogen, hat das Tier sehr wahrscheinlich Angst oder fühlt sich unsicher. Hier gilt es die Ursache herauszufinden, denn nur ein entspannter Hund sorgt für einen Trainingserfolg. Weitere Hinweise zur Körpersprache von Hunden gibt es auf welttierschutz.org.

  • Das eigene Verhalten prüfen

Für das bestmögliche Training ist eine klare Kommunikation mit dem Tier ausschlaggebend für den Erfolg. Dazu gehört im Besonderen die richtige Körpersprache. Ein ruhiges, entspanntes Auftreten des Hundehalters ist hier wichtig. Zu schnelle und ruckartige Bewegungen können den Hund überfordern oder zu Verständnisproblemen führen.

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