Schlingen beim Hund: Hilfe, mein Hund frisst zu schnell!

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Der Hund scheint zwar ein Leckermaul, aber nicht unbedingt ein Genießer zu sein. Das Futter riecht und schmeckt gut? Dann nichts wie weg damit, und ehe es sich der wohlmeinende Besitzer versieht, sieht die Futterschüssel schon wieder aus wie abgespült. In Windeseile hat der Vierbeiner seine Ration verschlungen und dafür gesorgt, dass auch ja kein anderer das Leckerchen bekommt. Dass Sie als Besitzer darauf nicht scharf sind, wird ebenso gekonnt ausgeblendet wie die Tatsache, dass das Schlingen gesundheitsgefährdend ist.

Woher kommt das Schlingen? (Video)

Einige Hunde fressen langsam, andere verzichten besser auf das Kauen und schlingen lieber alles schnell hinunter. In der Beziehung sind die Tiere sehr verschieden, wobei sich allerdings keine rassetypischen Verhaltensweisen bemerkbar machen. Hunde aller Rassen schlingen ihr Futter so schnell es geht hinunter – die Angewohnheit dazu ist schnell da, das Abgewöhnen hingegen kann zum Geduldsspiel werden.

Das Problem: Die Hunde kauen nicht ausreichend und überlasten damit ihren Magen. Außerdem schlucken sie oft Luft mit hinunter, die im Verdauungssystem für Probleme sorgen kann. Doch woher kommt das Schlingen nun?

  1. Risikofaktor Langeweile

    Häufig ist das Schlingen bei Hunden zu sehen, die wenig Abwechslung bekommen. Tiere, die im Zwinger gehalten werden, reagieren oft ähnlich wie reine Wachhunde. Ihnen fehlen äußere Reize und eine Ablenkung – das Fressen wird zum absoluten Highlight des Tages.

    Auch in Tierheimen ist dann häufig zu sehen, wie der Futternapf schneller wieder leergeschleckt ist, als er aufgefüllt werden konnte. Die Tiere gewöhnen sich diese Verhaltensweise rasch an und können sie nur schwer bis gar nicht wieder ablegen. Daher schlingen sie auch dann, wenn sich ihr Umfeld ändert und sie im Gegensatz zu vorher viel Abwechslung erfahren.

  2. Risikofaktor andere Hunde

    Auch andere Hunde werden zum Risikofaktor – schließlich könnte ein anderer das leckere Futter auffressen! Sogar bei Welpen entsteht schon ein Konkurrenzdenken, was sich leicht mit kleinen Wolfskindern vergleichen lässt. Nur der Stärkste wird überleben und stark wird der, der viel frisst. Wenn nun Hunde aus einer Futterschüssel fressen müssen, so trachtet jeder danach, so viel wie möglich für sich selbst zu bekommen.

    Das Fressen muss also schnell gehen, damit die anderen ihm nichts wegnehmen können. Dass genug für alle da ist, spielt keine Rolle. Hunde fressen ähnlich wie ein Wolf nicht unbedingt solange, bis sie satt sind, sondern eher solange, wie noch etwas Fressbares vorhanden ist. Erst mal alles in Sicherheit bringen und lieber wieder rauswürgen, so scheint ihre Devise zu lauten.

Video: Hundeernährung: Hunde richtig füttern – Hundebibel

Schlingen und Gesundheit ( Video)

Dass es nicht gesund sein kann, wenn Hunde beim Fressen schlingen, versteht sich von selbst. Dabei sind die gesundheitlichen Auswirkungen auch davon abhängig, wie stark der Hund schlingt.

Vor allem ist zu beobachten, dass der Hund nicht ausreichend kaut. Große Brocken des Futters landen im Magen, diese müssen durch den Magen aber erst zerkleinert werden. Eine Aufgabe, die normalerweise die Zähne übernehmen sollten. Wie beim Menschen auch sollen Zähne und Speichel die Nahrung vorbereiten, ehe sie in den Magen kommt. Schlinger hingegen verzichten darauf und schlucken alles in großen Brocken hinunter. Oftmals sogar in solchen großen Stücken, dass die Tiere Mühe beim Schlucken haben – das Schlucken ähnelt dann teilweise eher einem Würgen.

Außerdem werden die Zähne in Mitleidenschaft gezogen, denn diese müssen durch das Schlingen keine Arbeit mehr verrichten. Sie werden zu wenig gefordert und sind doch eigentlich darauf ausgelegt, harte Knochen und Knorpel zu zerbeißen sowie Fleisch zu zerreißen. Nicht genügend beanspruchte Zähne lockern sich schneller, was zum Problem bei älteren Hunden werden kann. Außerdem sind die Zähne allgemein schlechter, weil der Abrieb und damit die Säuberung fehlen.

Vor allem ist zu beobachten, dass der Hund nicht ausreichend kaut. Große Brocken des Futters landen im Magen, diese müssen durch den Magen aber erst zerkleinert werden. Eine Aufgabe, die normalerweise die Zähne übernehmen sollten. (#01)

Vor allem ist zu beobachten, dass der Hund nicht ausreichend kaut. Große Brocken des Futters landen im Magen, diese müssen durch den Magen aber erst zerkleinert werden. Eine Aufgabe, die normalerweise die Zähne übernehmen sollten. (#01)

Die Luft, die in das Verdauungssystem gelangt, weil der Hund Mühe mit den großen Brocken hat, sorgt für Blähungen. Den Hund stören die Winde zumindest solange nicht, wie er keine Bauchschmerzen oder Koliken dadurch bekommt. In diesem speziellen Punkt sind die Hundehalter stärker betroffen, denn jeder, der einen Hund besitzt, weiß, wie furchtbar solch ein „Hundelüftchen“ riechen kann. Lebt der Hund ganztags mit in der Wohnung, dürfte sich somit zumindest die Anzahl der menschlichen Besucher in Grenzen halten.

Hunde, die ihr Futter schlingen, sind häufiger übergewichtig. Sie spüren weniger schnell, dass sie satt sind, weil sich auch bei ihnen das Sättigungsgefühl erst einige Zeit nach der ersten Nahrungsaufnahme einstellt. Kommt dann noch hinzu, dass die spezielle Rasse besonders leichtfutterig ist – wie zum Beispiel der Labrador – sind die vierbeinigen Schlinger prädestiniert, um als sprichwörtlicher Rollmops umherzulaufen.

In einigen Fällen kann ein Aufblähen des Magens auftreten, teilweise ist sogar eine Magendrehung möglich. Vor allem dann, wenn der schlingende Hund direkt nach der Nahrungsaufnahme spazieren geht oder im Garten tobt, droht die Gefahr der Magentorsion. Diese stellt immer einen medizinischen Notfall dar und gehört in die Hände eines Tierarztes. Meist wird die Klinik dann die richtige Anlaufstelle sein, weil nicht jeder diensthabende Tierarzt über die Möglichkeiten der Intensiv-Operation verfügt.

Video: Trockenfutter oder Nassfutter für Hunde – Hundeernährung von der Hundebibel

Das Schlingen verhindern

Wer bei seinem Hund bemerkt, dass dieser zum Schlingen neigt, sollte einige vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Auch wenn nicht alle von Erfolg gekrönt sein werden und es wirklich unverbesserliche Schlinger gibt, so ist es doch einen Versuch wert.

Die folgenden Tipps können dabei helfen:

  • Der Hund braucht einen ruhigen Ort zum Fressen, wo er weder durch Menschen noch durch andere Tiere gestört wird. Auch die Katze sollte hier nicht zufällig vorbeischleichen können!
  • Schon in der Welpenaufzucht gilt: Jeder muss seinen eigenen Napf bekommen, sodass das Konkurrenzdenken nicht noch gefördert wird.
  • Es gibt spezielle Fressnäpfe, die das Schlingen verhindern sollen. Diese verfügen über nach oben stehende „Nasen“ aus Kunststoff, zwischen die das Futter sinkt. Das bedeutet, dass der Hund zwar einen vollen Napf hat, dieser aber integrierte Hindernisse besitzt.

Einfach die Schnauze ins Futter drücken und fressen? Mit diesen Näpfen ist das nicht möglich, denn sie sind so konzipiert, dass der Hund sorgfältig um die Hindernisse herum fressen muss. Ein solcher Napf ist einfach zu simulieren, indem eine kleine in eine größere Schale gestellt wird. Bleibt nur noch ein kleiner freier Rand zwischen den beiden Schalen und wird dort das Futter hineingegeben, muss sich der Hund Mühe geben und wird dabei langsam fressen.

Hunde, die ihr Futter schlingen, sind häufiger übergewichtig. Sie spüren weniger schnell, dass sie satt sind, weil sich auch bei ihnen das Sättigungsgefühl erst einige Zeit nach der ersten Nahrungsaufnahme einstellt. (#02)

Hunde, die ihr Futter schlingen, sind häufiger übergewichtig. Sie spüren weniger schnell, dass sie satt sind, weil sich auch bei ihnen das Sättigungsgefühl erst einige Zeit nach der ersten Nahrungsaufnahme einstellt. (#02)

  • Es gibt im Handel verschiedene Spielzeuge für Nass- und Trockenfutter, die das Fressen nur noch portionsweise herausgeben. Der Hund muss sich bemühen, wenn er Nachschub haben will, und verbindet somit Fressen und Spielen. Gut gegen Langeweile!
  • Wichtig sind die Brockengrößen des Futters. Wenn ein großer Hund nur kleine Brocken erhält, so schlingt er diese ganz einfach ganz hinunter. Er muss sie schließlich nicht kauen, da sie schon mundgerecht sind. Daher sollte ein großer Hund auch größere Brocken bekommen, die er wirklich kauen kann. Bei Trockenfutter ist dies nicht immer so leicht zu bewerkstelligen, weil die Hersteller oft Einheitsgrößen bieten.
  • Es ist auch möglich, das Futter im ganzen Haus oder im Garten zu verteilen. Wenn der Hund immer nach dem nächsten Stück suchen muss, frisst er automatisch langsamer und bekommt zugleich ein wenig Beschäftigung. Inwieweit das im Alltag anwendbar ist, muss jeder Hundehalter selbst herausfinden. Zumal diese Vorgehensweise davon abhängig ist, wie sauber ein Hund frisst. Es gibt Vierbeiner, die grundsätzlich nicht im Napf fressen, sondern den Fleischbrocken herausholen und vor die Schüssel legen. Wer nach dem Füttern das halbe Haus wischen soll, wird diesen Tipp sicherlich nicht ausprobieren wollen.
  • Wasser hilft: Die Futterbrocken können mit Wasser übergossen werden. Wenn sie schwimmen, muss sich der Hund Mühe geben, um sie wieder herauszuangeln. Allerdings darf das Futter nicht zu einem Brei vermatschen, denn diesen würde das Tier wieder wie gehabt hinunterschlingen.
  • Füttern Sie nur in kleinen Portionen. Teilen Sie die Mahlzeit in viele kleine Mahlzeiten auf und geben Sie diese im Abstand von einigen Minuten. Es kann auch hilfreich sein, nicht nur einmal täglich zu füttern, sondern das Futter besser auf drei Mahlzeiten zu verteilen. So ist die Einzelportion automatisch kleiner (bitte die Tagesration auch wirklich durch drei teilen!) und das, was geschlungen wird, ist nicht so viel.
Wer mehrere Hunde hält, sollte diese unbedingt getrennt voneinander füttern – von Anfang an. Haben sich die Tiere das Schlingen erst einmal angewöhnt, helfen oft nur die oben genannten „Zwangsmaßnahmen“ über das Verkleinern des Napfes. (#03)

Wer mehrere Hunde hält, sollte diese unbedingt getrennt voneinander füttern – von Anfang an. Haben sich die Tiere das Schlingen erst einmal angewöhnt, helfen oft nur die oben genannten „Zwangsmaßnahmen“ über das Verkleinern des Napfes. (#03)

Wichtig ist außerdem, dem Hund möglichst viel Abwechslung zu bieten, damit er nicht aus Langeweile zum Schlinger wird. Wer erst nachmittags nach Hause kommt, sollte sich die Zeit für einen Spaziergang oder ein lustiges Spiel im Garten nehmen, damit eben nicht das Füttern zum Highlight des Tages wird. Wer mehrere Hunde hält, sollte diese unbedingt getrennt voneinander füttern – von Anfang an. Haben sich die Tiere das Schlingen erst einmal angewöhnt, helfen oft nur die oben genannten „Zwangsmaßnahmen“ über das Verkleinern des Napfes.

Disziplin von Anfang an: Das sollte man eigentlich jedem Tier beibringen. Erst recht, wenn sich das Schlingen beim Hund schon eingebürgert hat. Denn es gibt, wie eben bereits erwähnt, genügend Gründe, dem Hund das schnelle Fressen zu verbieten. Übergewicht sollte schließlich bei jedem Tier verhindert werden. Und wenn man als Besitzer ständig mehr Futter als eigentlich normal üblich kaufen muss, ist auch nicht jeder erfreut.

Das Zauberwort, das jeder Besitzer beherzigen sollte, lautet „Konsequenz“. Egal, wie laut das Tier bettelt oder bellt: Die Zeiten, wo es etwas zu Fressen gibt, sollten klar geregelt sein und sich unter Umständen auf viele kleinere Portionen verteilen. In jedem Fall hilft es dem Vierbeiner zu einer besseren Verdauung, als alles im Stück herunterzuputzen.


Bildnachweis: © Shutterstock-Titelbild: PixieMe, -#01: Africa Studio, -#02:FCG, #03:Roger costa morera

1 Kommentar

  1. Thomas Heller am

    Holá,
    um bei unseren beiden „Bardinos Majoreros“ das schlingen zu vermeiden, hat uns uns der Hundetrainer unseres vertauens einen hervorragenden Tip gegeben. Vorab: Die beiden Geschwister sind ihre ersten 6 Monate zusammen mit der Mutter und zwei weiteren Hunden an der Kette in der gleichen Hütte aufgewachsen. Futter gab es dann und wann, man kann sich vorstellen dass der Konkurrenzdruck gross war. Die Hunde hatten also von Anfang an ein nicht normales Fressverhalten.
    Hier aber unser tägliches Vorgehen:
    Morgens um 7:00 Uhr und Abends um 19:00 Uhr gibt es Futter.
    Am Morgen:
    Auf einem ausgebreiteten Handtuch wird die Morgenration verteilt und dann längs aufgerollt. Dann kommt ein Knoten in die Rolle. Die Hunde stehen dann schon parat und beobachten das Prozedere.
    Dann bekommt jeder seinen „Knoten“. Dieser muss dann gelöst werden, wobei beim aufmachen stets ein wenig Futter frei wird. Bei den ersten Versuchen vor 5 Jahren mussten wir aber, nach Anweisung des Hundetrainers, darauf achten, dass die beiden den Knoten nicht „zerfetzen“ dürfen. Nach einigen malen war ihnen das auch klar. Bis heute machen sich die Hunde jeden Morgen an ihre Knoten, welche mal fester, mal lockerer oder sogar 2 Knoten. Hat gleich zwei Vorteile: Es wird langsam gegessen. Die Hunde leisten kognitive Arbeit, den Knoten zu lösen, was jedesmal anders gelingt. Mal mit den Pfoten, mal mit Maul und Pfote, ein ander mal hilft vielleicht eine Mauer. Das ganze dauert etwa 10 Minuten.

    Am Abend gibt es keine Knoten. Da wird je nachdem wie wir uns Zeit nehmen das Futter im Patio verteilt, oder ein Suchspiel veranstaltet. Dabei kommt dann jeder mal an die Reihe. Darf der eine suchen, muss der andere warten. Manchmal wird die Suche um ein unbekanntes „Hindernis“ erweitert, sodass der kognitive Anteil der Arbeit wieder zum tragen kommt. Da fällt uns immer wieder was Neues ein.

    Einziges Problem: Unsere gehbehinderte Katze will immer zu gerne mitspielen und suchen. Wenn die Hunde dann fertig sind darf die dann auch „Hund“ spielen und ein paar Leckerlies suchen.

    Viel Spass beim ausprobieren,
    Thomas

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