Gebrauchshunderassen: Welche gibt es und wo liegen die Unterschiede?

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Gebrauchshunde erledigen mit ihren speziellen Talenten – dem sehr ausgeprägten Geruchssinn, dem guten Gehör und der Ausdauer – bestimmte Aufgaben, die kein Mensch und auch kein anderes Tier so gut bewältigen würden. Die Rassen, aus denen Gebrauchshunde hervorgehen, sind für diese Aufgaben prädisponiert (vorgeprägt), durch Zucht entsteht dann der perfekte Gebrauchshund.

Definition des Gebrauchshundes

Definiert wird ein Gebrauchshund dadurch, dass er die Gebrauchshundeprüfung besteht. Der Einsatz erfolgt anschließend als Polizei-, Wach-, Blinden- oder Suchhund, es gibt noch mehr Einsatzgebiete. Die Geschichte von Gebrauchshunden ist sehr alt, als Wach- und Schäferhunde werden sie wohl schon seit Jahrtausenden eingesetzt. Die gezielte Zucht setzte teilweise schon in der Antike ein, es entstanden Rassen, deren Vertreter die ihnen zugewiesenen Jobs sehr gern erledigten.

Ein Beispiel liefert etwa der Hütehund: Es entspricht seinem Naturell, selbstständig eine Herde von Schafen oder auch Rindern zusammenzuhalten, zu führen und gegen Raubtiere zu verteidigen – auch dann, wenn der Mensch nicht in der Nähe ist. Die Charaktereigenschaften von Gebrauchshunden unterscheiden sich zwischen den Rassen je nach Aufgabengebiet.

Gemeinsam ist den Gebrauchshunden ihr großer Lernwille, die hohe Intelligenz und der gute Grundgehorsam. Sie müssen artgerecht gehalten und vor allem ihrem Gebrauch beziehungsweise der Zucht entsprechend gehalten werden. Ein Hütehund wie der Bordercollie hält beispielsweise unter allen Umständen seine „Herde“ zusammen. Wenn es keine Schafe sind, wird er den Job an den Kindern der Familie und Nachbarschaft erledigen.

Gebrauchshunde benötigen daher eine gute Auslastung und die zuchtgerechte Auslastung. Einige der Tiere sind so aktiv, dass die Mitgliedschaft in einem Verein für aktives Training zu empfehlen ist. Als Familienhund ohne entsprechende Aufgabe kuscheln Gebrauchshunde eher wenig mit den Menschen, sie fallen vielmehr durch unerwünschtes Verhalten wie das Zerbeißen von beliebigen Gegenstände auf.

Die Gebrauchshundeprüfung

Der Welthundeverband FCI (Fédération Cynologique Internationale) hat die Gebrauchshundprüfung als Arbeitsprüfung eingeführt und eine einheitliche Prüfungsordnung entwickelt.

Es gibt internationale Gebrauchshundprüfungen in drei Stufen, die zu den Ausbildungskennzeichen IPO 1 / 2 / 3 führen und wiederum in die drei Abteilungen:

  • Fährte/Spur (Abteilung A),
  • Unterordnung/Gehorsam (Abteilung B) und
  • Schutzdienst/Verteidigung (Abteilung C)

untergliedert sind. Wenn ein Hund die IPO 3 mit sehr guter oder vorzüglicher Bewertung erreicht, kann er den Titel “CIT” (Internationaler Arbeitschampion) erlangen, zu dem noch einige weitere Voraussetzungen gehören. Im Jahr 2012 führte die FCI eine Gebrauchshundprüfung ohne Fährtenarbeit – mithin die A 1 / 2 / 3 – ein. Damit wurde erstmals ein Gebrauchshund definiert, dessen Aufgabengebiet ausdrücklich nicht in der Jagd zu finden ist.

Das entspricht der historischen Entwicklung, denn die Aufgaben außerhalb des über Jahrtausende dominierenden Jagdeinsatzes haben sich deutlich vergrößert. Es gab bis 2011 eine deutsche Gebrauchshundeprüfung durch den VDH. Ab 2012 übernahm der deutsche Verband die Richtlinien der FCI.

Gebrauchshunde-Rassen

Die Gebrauchshunderassen werden international durch das Reglement der FCI deklariert. Es sind Vertreter der FCI-Gruppen 1 / 2 / 3, die nichts mit der IPO-Klassifizierung entsprechend der Gebrauchshundeausbildung und -prüfung zu tun haben.

Sie beziehen sich vielmehr auf die drei Rasse-Gruppen der:

  • Hüte- und Treibhunde,
  • Pinscher und Schnauzer sowie
  • Terrier

Es gibt recht viele Gebrauchshunderassen, wir wollen sechs von ihnen etwas näher vorstellen. Diese gehören zu den in Deutschland und Mitteleuropa am häufigsten gehaltenen Gebrauchshunden.

  • Deutscher Schäferhund:

    Diese Rasse ist durch Erziehung sehr gut formbar, was den Besitzern ab der Anschaffung eines Welpen eine hohe Verantwortung überträgt. Dieser muss erzogen und darf sich nicht selbst überlassen werden. Schäferhunde können “scharfgemacht” werden, als Polizei- und Wachhunde erhalten sie eine entsprechende Ausbildung und Erziehung. Für den privaten Halter wäre das absolut kontraproduktiv, denn diese Schäferhunde sind im normalen Lebensumfeld eine Gefahr für ihre Umwelt. Ansonsten benötigen sie genügend Aufgaben und Aktivität, geeignet sind Agility, Obedience oder Fährtenarbeit. Die Halter können dem Tier eine Rettungshunde-Ausbildung zukommen lassen.

  • Rottweiler:

    sieht man gern als Protagonisten in Horrorfilmen, sie wirken Furcht einflößend. Die Halbwelt liebt diesen Hund sehr und erzieht in oft auf Aggressivität, doch der FCI-Rassestandard schreibt eher ein nervenfestes Wesen vor. Wer einen Rottweiler anschaffen möchte, sollte sich den Züchter gut aussuchen, der idealerweise Mitglied im ADRK ist (Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub). Rottweiler sind körperlich bemerkenswerte Hunde, die Rüden erreichen ein Körpergewicht bis zu 60 kg und dazu eine unbändige Kraft.

    Die solide Grunderziehung ist daher ein absolutes Muss. Die Halter müssen selbst von physisch ausreichender Konstitution sein, um das Tier sicher halten zu können. Als Familienhunde sind Hündinnen besser geeignet. Rüden zeigen sich dominant, der Mensch muss daher des Öfteren klarstellen, wer der Herr im Hause ist. Auch benötigt diese aktive Rasse dringend physische und geistige Aufgaben.

  • Tschechoslowakischer Wolfhund:

    Die Rasse wurde aus dem Wolf und dem Deutschen Schäferhund für das Militär gezüchtet. Ihre Vertreter sind ausgesprochen ausdauernd und temperamentvoll, dabei erfreulich gelehrig und ohne Spur einer unangebrachten Unterwürfigkeit. Sie bellen übrigens nicht, sie jaulen, das machen die Wolfsgene aus.

    Die Zucht gilt als heikel, bei Wolfskreuzungen schlägt das Wolfsverhalten auch an anderer Stelle durch. Andererseits sind solche Hunde unglaublich faszinierend. Ihre Besitzer müssen wissen, dass sie von Natur aus misstrauisch gegenüber allem Fremden reagieren. Auch brauchen die Halter einen ausbruchsicheren Zwinger und fundierte Kenntnisse über Wölfe und Hunde.

  • Beauceron:

    Hierbei handelt es sich um einen alten französischen Schäferhund, der mächtig, aktiv, hart und ausdauernd auftritt. Die Polizei, der Zoll und das Militär setzen ihn gern ein. Wer ihn privat hält, muss ihn anspruchsvoll beschäftigen. Die Erziehung sollte konsequent und gleichzeitig mit liebevollem Einfühlungsvermögen erfolgen. Der Beauceron hat starke Nerven, Verteidigungsbereitschaft und Selbstsicherheit sind ihm angeboren. Daher sollte er nicht scharfgemacht werden. Der witterungsunempfindliche Hund wird auf dem Land sehr gern als Wach- und Familienhund gehalten.

  • Landseer:

    Die Rasse ist mit dem Neufundländer verwandt und in Deutschland weniger bekannt. Allein die solide Fangemeinde hält dem Landseer konstant die Treue. Er erscheint in Varianzen, ein kleinerer Schlag ist ein Sporthund, während der schwerere Landseer vorwiegend als Wachhund zum Einsatz kommt. Die Rasse gilt als sehr menschenfreundlich und dennoch wachsam, aber ohne den Protektionstrieb von Herdenschutzhunden. Da Landseer recht groß sind, brauchen sie eine solide Grunderziehung und viel Aufenthalt im Freien. Im Gebrauchshundebereich kommen sie manchmal als Wasserrettungshunde zum Einsatz.

  • Bernhardiner:

    Der XXL-Hund (“Riesen-Hunderasse”) braucht viel Platz, Futter, Auslauf und eine Umgebung, die sich nicht am mächtigen Bellen stört. Ursprünglich waren es Rettungs- und Lawinenhunde, doch die Zucht auf schiere Größe macht sie inzwischen weniger geeignet für Katastropheneinsätze. Seine neue Rolle hat der Bernhardiner als Familien- und Wachhund gefunden.

    Er schätzt regelmäßige, gar nicht zu hektische Unternehmungen und liebt durchaus längere Ruhepausen im Heim. Dabei ist er sprichwörtlich kinderlieb, das beruht dann zwangsläufig auf Gegenseitigkeit. Bernhardiner können also als Familienhunde sehr empfohlen werden.

Weitere Gebrauchshunderassen

  • Deutscher Boxer
  • Dobermann
  • Riesenschnauzer
  • Hovawart
  • Airedale Terrier
  • Bouvier des Flandres
  • American Staffordshire Terrier
  • Akita Inu
  • Collie
  • Belgische Schäferhunde
  • und einige mehr….

Fazit

Sie sind unverzichtbar in Notfällen, die Gebrauchshunderassen. Wer wünscht sich nicht in Krisensituationen einen Bernhardiner, der einem im Skiurlaub unter der verschütteten Lawine entdeckt. Und Drogenfahnder bei der Polizei freuen sich über jeden Stoff, der von Hunden erspürt wird und nicht in den illegalen Umlauf gerät. Ein Rottweiler wiederum ist vielleicht nicht unbedingt der beliebteste Hund, kann aber in gewissen Kreisen eingesetzt werden, um zu zeigen, wer das Sagen hat.

So werden diese kräftigen Tiere in vielen Fällen auch als Polizeihunde eingesetzt. Auch wer nicht der größte Hundefreund ist, muss zugeben, dass die Vierbeiner mehr Rollen spielen können als der Typ verspielter Familienhund. Nein, Hunde können wirklich in unglaublicher Weise das Leben von uns Menschen bereichern. Als träger und gemütlicher Geselle, mit dem man den Fernsehabend verbringt oder als aufmerksamer Schäferhund, der sich um eine ganze Schafherde kümmert. Hunde sind eben in den meisten Bereichen unseres Lebens treue Begleiter des Menschen.


Bildnachweis: © Fotolia – oksix

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